Die Australische Bundespolizei stellt Ermittlungen ein
Die australische Bundespolizei (AFP) hat eine dreijährige Untersuchung in Bezug auf die Bestechungsvorwürfe gegen den Lotterie- und Sportwettenanbieter Tabcorp eingestellt, da keine Beweise gefunden werden konnten.
Die AFP hat mitgeteilt, dass sie in dieser Angelegenheit keine weiteren Maßnahmen ergreifen wird und erklärte laut australischen Medienberichten, dass nicht genügend Beweise für eine strafrechtliche Verfolgung von Tabcorp vorliegen würden. Das Unternehmen hatte während der gesamten Ermittlungen uneingeschränkt mit der Bundespolizei kooperiert und begrüßte den Abschluss der Untersuchung.
Was steckt hinter dem Unternehmen Tabcorp?
Tabcorp Holdings ist ein großer Glücksspiel-Anbieter aus Australien. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Melbourne und beschäftigt rund 5000 Mitarbeiter. Es ist der größte Anbieter von Lotteriespielen, Keno, Wett- und Casinoprodukten in Australien.
Die Firma hat eine illustre Geschichte hinter sich und über die Jahrzehnte zahlreiche Umstrukturierungen durchgemacht. Seit 1994 ist Tabcorp an der Australischen Börse, dem Australian Securities Exchange (ASX), notiert.
Die Lotterie-Produkte von Tabcorp haben im Jahr 2018 mehr als 2.7 Milliarden US-Dollar (etwa 2.46 Milliarden Euro) an Gewinnen an die Spieler ausgezahlt. Lotto wird in über 3.700 Geschäften in Australien angeboten, während Keno bei 3.600 Händlern gespielt werden kann. Nicht nur für Spieler ist dieses Angebot lukrativ, auch die Regierung profitiert davon. So erhielt sie im vergangenen Jahr rund 1 Milliarde Euro an Steuergeldern aus dem Erlös der Lotterie- und Keno-Produkte von Tabcorp.
Unter der Marke TAB ist Tabcorp außerdem Marktführer in Bezug auf Wetten. An über 4.400 Orten werden Sportwetten auf sämtliche Veranstaltungen entgegengenommen.
Insgesamt 85 % aller Spielautomaten in australischen Spielhallen werden zudem von Tabcorp MAX betrieben. Zu finden sind sie bei über 3.500 Lokalen in ganz Australien. Tabcorp ist somit ohne Zweifel ein wichtiger Player im Gaming-Markt des Landes in Down Under.
Darum kam es zu Ermittlungen gegen Tabcorp
Die Untersuchungen gegen Tabcorp wurden bereits 2016 eingeleitet, nachdem in einer australischen Zeitung behauptet wurde, die Firma habe 2009 oder 2010 eine Zahlung an die Familie des kambodschanischen Premierministers Hun Sen geleistet.
Die Zahlung wurde angeblich auf Geheiß des Betreibers getätigt, um eine Online-Glücksspiellizenz im Land zu erwerben. Kambodscha erwog anscheinend daraufhin tatsächlich, Online-Sportwetten zuzulassen. Tabcorp sagte jedoch zu der Zeit, dass es sich entschieden hatte, die Gelegenheit nicht zu nutzen und auf den Markt zu verzichten.
Innerhalb weniger Tage nach Einleitung der Untersuchung trat der frühere Tabcorp-Geschäftsführer Elmer Funke Kupper von seiner Position im Vorstand des Unternehmens zurück. Das erhärtete natürlich den Verdacht, dass an den Vorwürfen tatsächlich etwas dran sei.
Zu dem Zeitpunkt, als die Überweisung nach Kambodscha ausgeführt worden war, hatte Elmar Funke Kupper als CEO fungiert, war aber seitdem zum Geschäftsführer des Australian Securities Exchange (ASX) übergegangen. Er beendete seine Amtszeit als Geschäftsführer und Direktor, bis die Ermittlungen abgeschlossen waren, bevor er schließlich endgültig zurücktrat.
Kambodscha wollte Online Glücksspiel zulassen und regulieren
Die Regierung von Kambodscha begann im Jahr 2015 mit der Vergabe von Online-Glücksspiellizenzen. Aufgrund des Drucks durch China und der Besorgnis der Regierung über illegale Betreiber wurde die Erteilung neuer iGaming-Lizenzen allerdings im August gestoppt. Kurze darauf ordnete Premierminister Hun Sen die Schließung der gesamten Online-Casino Branche zum Jahresende an. Somit gibt es für Online Casinos oder Sportwettenanbieter in Kambodscha erst mal keine Zukunft.
Der Online Glücksspiel-Markt in Australien
Online Glücksspiel ist ein heißes Thema in Australien, denn viele Australier spielen gern online. Allerdings brachte das Jahr 2017 eine Änderung des Glücksspielgesetzes mit sich, wodurch eine zusätzliche Lizenzierung von Glücksspielseiten durch die australischen Behörden vorgesehen wurde. Gleichzeitig wurden neue Möglichkeiten für die Spieler eingerichtet, sich vor problematischem Glücksspiel zu schützen. Diese Gesetzgebung verbietet auch Angebote wie Gratiswetten und verhindert Wetten.
Das Gesetz verbietet allerdings auch interaktives Online Glücksspiel. Dennoch gibt es zahlreiche Online Casinos, die auch in Australien aufrufbar sind. Bisher geht die Regierung nicht gegen Spieler vor, sondern versucht stattdessen den Spielerschutz zu erhöhen und vor den Gefahren des Glücksspiels im Internet zu warnen.
Was allerdings geahndet wird, ist die Werbung für interaktives Online Glücksspiel. Diese ist streng verboten und wird nicht geduldet. Wer in Australien auf Nummer sicher gehen will, kann sein Glück allerdings in den Tausenden Spielhallen im ganzen Land versuchen, die unter Anderem von Tabcorp betrieben werden.