Darum zieht sich PayPal aus Online Casinos zurück
Bereits seit Ende 2018 verschwindet die Zahlungsmethode PayPal immer mehr von den Einzahlungsseiten der meisten Online Casinos und Wettanbieter. Das geschieht leider nicht ohne Grund, denn das Unternehmen hatte damals bereits angekündigt, seine Dienste nicht mehr für Online Glücksspiel zur Verfügung zu stellen.
Anfangs wurde als Grund unter Anderem der Käuferschutz genannt. Diese Funktion erlaubt es Nutzern, eine Zahlung bei einem Internet-Händler zu widerrufen, falls beispielsweise die bestellte Ware nicht geliefert wurde oder es zu anderen Problem mit einer Transaktion gekommen ist. PayPal erstattet über den Käuferschutz dann das Geld an den Kunden zurück. So war es auch anfangs bei Zahlungen im Online Casino. Spieler konnten vom Käuferschutz Gebrauch machen, selbst wenn kein berechtigter Grund vorlag. Möglicherweise war man lediglich mit dem Spielergebnis unzufrieden und erhielt seine Einzahlung zurück, was zu Verlusten bei PayPal führte. Seit 2016 waren dann Einzahlungen bei Glücksspielanbietern nicht mehr vom Käuferschutz abgesichert.
Der aktuelle Grund für den Rückzug von PayPal aus den Online Casinos lässt sich auf die unklare Rechtslage der Angebote zurückführen. Gemäß dem Glücksspielstaatsvertrag sind Online Glücksspiele wie Casinos oder Wettanbieter verboten, sofern diese nicht in Schleswig-Holstein registriert und lizenziert sind. Das ist sehr selten der Fall, da das Angebot dann auch nur in dem Bundesland zur Verfügung stünde. Das es trotzdem so viele Online Casinos und Sportwettenseiten in Deutschland gibt, liegt daran, dass die Sachlage einfach nicht ausreichend geregelt ist.
Abkehr nun auch von Sportwetten
Nach der Entscheidung Ende 2018 keine Zahlungen für Online Casinos anzubieten, war es oft noch möglich bei Wettanbietern einzuzahlen und das Sportangebot zu nutzen. Wie sich aber nun zeigt, wird auch das immer mehr eingeschränkt. LeoVegas ist ein Anbieter, bei dem bis vor kurzem noch Einzahlungen auf Sportwetten mit PayPal möglich waren, auf der Casino-Seite aber nicht. Inzwischen wird PayPal auch dort nicht mehr akzeptiert, da der Zahlungsanbieter einen Schlussstrich gezogen hat.
PayPal hat seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen nun dahingehend geändert, dass Glücksspiele jeglicher Art ausgeschlossen sind. Die neuen Maßnahmen betreffen Produkte, die vom deutschen Gesetz nicht zugelassen sind, sprich Sportwetten und Online Casinos.
Insbesondere plant PayPal, ab dem 21. Oktober restriktivere Richtlinien durchzusetzen. Darin wird auch festgesetzt, dass man sich als Nutzer selbst über die Legalität der Angebote informieren muss. Erfahrungsgemäß tut das der durchschnittliche Spieler aber nicht, schon allein, weil man durch die vielen Werbeanzeigen für Online Casinos und Sportwetten schnell den Eindruck bekommt, diese wären ganz legal.
Laut PayPal besteht die zusätzliche Klausel zur Klarstellung von Abschnitt 9.1 seiner Nutzungsvereinbarung, der Kunden bereits vor dem „Verstoß gegen geltendes Recht, Vertrag oder Verordnung“ schützt. Nach Inkrafttreten der neuen AGB wird erwartet, das PayPal auch in den wenigen verbliebenen Casinos nicht mehr verfügbar sein wird.
Ist das Ende des Online Glücksspiels absehbar?
Die deutsche Casino Branche steht einmal mehr vor großen Herausforderungen. Im Juni gab es Gerüchte, laut denen Niedersachsen einem Zahlungsdienstleister verboten hat, Zahlungen im Zusammenhang mit Glücksspielen zu verarbeiten. Viele Beobachter gingen davon aus, dass es sich bei dem betroffenen Unternehmen höchstwahrscheinlich um PayPal handelte.
Darüber hinaus sollen weitere ähnliche Verwarnungen an eine ganze Reihe von Zahlungsanbietern vom niedersächsischen Innenministerium verschickt wurden sein. Das Innenministerium überwacht finanzielle Transaktionen innerhalb des Bundeslandes.
Die Zukunft hängt zum großen Teil vom nächsten Glücksspielstaatsvertrag ab, der 2021 von den Bundesländern abgeschlossen und ratifiziert sein soll. Da die Stimmen nach einer Regulierung der Glücksspiel-Branche immer laut werden und der Erfolg solcher Gesetze in anderen Ländern wie Malta gut zu beobachten ist, könnte es auch hierzulande zu einer Lockerung kommen.
Zwar sollen Online Casinos und Wettanbieter weiterhin eingeschränkt werden, um die allgemeine Bevölkerung vor den Gefahren von Glücksspielen zu schützen, allerdings fordert der Markt diese Angebote auch und generiert damit wertvolle Steuereinnahmen. Es wäre also auch im Interesse der Bundesländer, über eine Legalisierung von Online Casinos nachzudenken, wie es Schleswig-Holstein bereits bei Abschluss des ersten Glücksspielstaatsvertrages getan hat. Eine Rückkehr von PayPal als Zahlungsmethode für Glücksspiele im Internet ist nicht ausgeschlossen, es müssen dafür aber zunächst die notwendigen rechtlichen Grundsteine gelegt werden.